WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2013
Foto: Uwe Tittel /nordpool/dapd
Titel
16
Zwar haben zumindest alle Führerscheinbesitzer eine Grundausbildung in
erster Hilfe, und sollten im Notfall richtig reagieren können.
Dass aber zur
Arbeit eines Rettungsassistenten viel mehr gehört, als stabile Seitenlange und
Mund­zu­Mund­Beatmung, lernen gerade Ole, Laura und Christian in ihrer
Ausbildung an der Staatlich Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Sozia­
les Mühlhausen. „Als angehende Rettungsassistenten sind wir für ein Jahr hier
an der Schule und absolvieren dann das praktische Anerkennungsjahr. Zu­
nächst bekommen wir die Theorie vermittelt, die wir später bei den Rettungs­
einsätzen brauchen“, erklärt Laura. Die drei lernen, wie der menschliche
Körper funktioniert und welche Störungen und Krankheitsbilder es gibt. Denn
die Diagnostik, also das Erkennen und Zuordnen der Symptome, ist später eine
ihrer wichtigsten Aufgaben. „Unsere Lehrer sind selbst im Rettungsdienst ak­
tiv, und können deshalb einen recht guten Eindruck vom Beruf vermitteln.“
Dazu gibt es einmal in der Woche einen Praxistag, an dem Fallbeispiele die
Lerninhalte veranschaulichen.
„Außerdem müssen wir während des ersten Ausbildungsjahres 160 Praxis­
stunden nachweisen“, weiß Ole.
So lernen die Schüler die Arbeit in einer
Notaufnahme, einer Rettungsleitstelle oder auch auf dem Rettungswagen
kennen. Dort dürfen sie dann auch schon einfachere Tätigkeiten wie Atem­
wege absaugen, das Entfernen von Fremdkörpern aus der Luftröhre, Zugänge
legen oder Abhören ausführen. „Da merkt man, was wirklich hinter dieser Ar­
beit steckt. Wie das zum Beispiel ist, mit kranken und verletzten Menschen
umzugehen und in einer Extremsituation schnell und richtig reagieren zu müs­
sen“, erzählt Ole. Und Christian bestätigt: „Gerade, wenn man dann zum ers­
ten Mal wirklich bei einem Notfall dabei ist, kommen sehr viele Eindrücke auf
einen zu. Man muss lernen, damit umzugehen und gegenüber den Betroffe­
nen eine professionelle Distanz zu wahren, um ihnen bestmöglich helfen zu
können.“
Die Rettungsassistenten sind nämlich nicht immer mit einem Notarzt unter­
wegs und tragen dann selbst die medizinische Verantwortung.
Sie ergreifen
lebensrettende Maßnahmen wie Herz­Lungen­Wiederbelebung, versorgen
Wunden und Brüche und bereiten alles für eine Übergabe an den Notarzt vor,
wenn diese nötig ist. „Außerdem gehört der Krankentransport zu unseren
Aufgaben. Man braucht für die Arbeit dabei nicht nur starke Nerven, sondern
auch starke Arme. Man muss körperlich fit sein“, weiß Ole. Und Laura ergänzt:
„Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man zu einem Notfall gerufen wird,
und das ist auch für uns Helfer manchmal nicht ganz ungefährlich. Wir bekom­
men deshalb während der Ausbildung zum Beispiel auch Selbstverteidi­
gungskurse oder Fahrsicherheitstrainings angeboten.“ Außerdem steht den
Schülern immer ein Ansprechpartner – ob Lehrer, Praktikumsbetreuer oder
Fachbereichsleiter – zur Seite, der bei Sorgen und Problemen weiterhilft. „Es
ist eben kein alltäglicher Job. Jeder Tag ist anders. Und allein die Schichtarbeit
an sich kann schon sehr anstrengend sein, manchmal ist man bis zu 24 Stun­
den im Dienst“, sagt Ole. „Aber so nervenaufreibend es manchmal sein kann,
mit dem Gefühl, helfen zu können, bekommt man eine schöne Beloh­
nung.“ (mü)
Herzinfarkt, Autounfall oder allergischer Schock – Wann immer sich ein Mensch in akuter Lebensgefahr befindet, sind die Retter unterwegs, um erste Hilfe zu
leisten. Sie sind nach einem Notruf als Erste am Einsatzort und müssen innerhalb kürzester Zeit die Situation erfassen und bewerten, um dann entsprechend
zu reagieren und Leben retten zu können.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Ersthelfer: mit Blaulicht zum Einsatz
Rettungsassistenten leisten Erste Hilfe am
Notfallort, führen lebensrettende Sofort­
maßnahmen durch und übernehmen
Krankentransporte.
Dauer: 2 Jahre
Voraussetzungen: Entscheidungsfähigkeit,
eigenständige Arbeitsweise, Sorgfalt, Verant­
wortungsgefühl, Einfühlungsvermögen,
Interesse an Medizin, körperliche Fitness,
Bereitschaft zum Schichtdienst
Chancen: Die Ausbildung
befähigt dazu, als Rettungs­
assistent auf Rettungsleit­
stellen oder Rettungswagen
zu arbeiten, eignet sich aber
auch als Grundlage für ein
Studium im Bereich Medizin.
Rettungs­
assistent
(m/w)
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