WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2013
Foto: Manuela Müller
Titel
10
Denise wird irgendwann eine von diesen „Glücksbringerinnen“ sein.
Sie
macht am HELIOS Klinikum in Erfurt eine duale Ausbildung zur Hebamme. „Ich
bin jetzt erst seit einigen Monaten dabei und kann mir keinen schöneren Job
vorstellen“, schwärmt die 23­Jährige, die selbst Mutter einer kleinen Tochter
ist. Nach dem Abi sollte es ein medizinischer Beruf sein, vielleicht ein Studium
in diesem Bereich: „Ich hatte mehrere Pläne, und habe dann erstmal eine Aus­
bildung zur medizinischen Fachangestellten gemacht und auf einer gynäkolo­
gischen Station gearbeitet. Das war schön, aber auf lange Sicht nicht genug.“
Mit der Geburtshilfe kam sie damals schon in Berührung, da war der Weg zu
diesem Fachbereich nicht weit.
Denise ist nun für drei Jahre im Zweiwochen­Rhythmus im Klinikum zur prak­
tischen und in der medizinischen Fachschule Erfurt zur theoretischen Ausbil­
dung.
„In vielen anderen Ländern muss man eine medizinische Vorbildung ha­
ben, wenn man Hebamme werden möchte, in Deutschland ist das zwar nicht
so, aber ich bin froh, dass ich schon Erfahrung auf dem Gebiet hatte. Denn
das ist alles sehr umfangreich, man muss unheimlich viel lernen. Zum Beispiel
über den Körper der Frau, die Geburt und das Neugeborene, medizinische
Versorgung, pflegerische Vor­ und Nachsorge.“ Und auch Fachenglisch gehört
zu den 13 Unterrichtsfächern, man muss sich auch mit den Frauen verständi­
gen können, die kein Deutsch sprechen. Wenn Denise nicht in der Schule ist,
arbeitet sie entweder direkt im Kreißsaal oder auf der Station. „Zu den Auf­
gaben einer Klinikhebamme gehören die Aufnahme der Frauen, Geburtsvor­
bereitung und dann natürlich die Betreuung, vor, während und auch nach der
Entbindung.“ Und dabei trägt eine Hebamme eine Menge Verantwortung,
denn anders als der Arzt ist sie die ganze Zeit bei der werdenden Mutter und
ergreift bei Bedarf auch selbst medizinische Maßnahmen und verabreicht
nach ärztlicher Anordnung beispielsweise Medikamente. „Als Hebamme ar­
beitet man sehr eigenständig, das gefällt mir, auch wenn ich als Schülerin jetzt
noch nicht soviel allein machen darf.“ Denise schreibt die sogenannten CTGs,
hört Herztöne der Babys im Mutterleib ab, bereitet die Kreißsäle vor und as­
sistiert den Hebammen. „Bei der Geburt dabei zu sein, ist immer ein ganz er­
greifender Moment.“ Aber auch die Arbeit auf der Station macht ihr Spaß,
„wenn man den Müttern hilft, mit den Kindern zurechtzukommen und dabei
ist, wenn die Kleinen so ganz allmählich das Leben entdecken. Wenn einen so
ein kleiner Mensch anguckt, strahlt man selbst auch immer.“ Als Hebamme ist
man auch dabei, wenn die Geburt nicht „natürlich“, sondern per Kaiserschnitt
stattfindet. „Ich mag die Arbeit im OP sehr und finde das alles sehr aufregend.“
Hier darf Denise zwar noch nicht viel machen, aber später wird sie die Kinder
entgegennehmen, sie zu den Kinderärzten bringen und auch die Nachgeburt
– die Plazenta – mit dem Arzt untersuchen. „Das ist wichtig, um zu wissen, ob
auch die Mutter alles gut überstanden hat.“ Als Hebamme kann man nicht nur
im Krankenhaus, sondern auch freiberuflich arbeiten. Da ist man dann sehr
viel unterwegs, um die jungen Mütter zuhause zu betreuen. Denise gefällt die
Arbeit in der Klinik aber so gut, dass sie nach ihrer Ausbildung weiter dort ar­
beiten möchte. „Das ist körperlich anstrengend, auch durch den Schichtdienst,
aber wenn dann ein Kind geboren ist und alle vor Glück strahlen, ist das
schnell vergessen und man hat den schönsten Beruf der Welt.“ (mü)
Der erste Schrei im Leben eines neugeborenen Kindes, Freudentränen bei frischgebackenen Eltern, winzig kleine Finger, die nach den eigenen greifen und
Familien im Glück – kaum ein anderer Beruf hat so mit Gefühl und Faszination zu tun, wie der der Hebammen. Sie erleben jeden Tag das Wunder der Geburt
und haben daran Anteil, wenn sie den Babys auf die Welt helfen und sie zum ersten Mal in die Arme ihre Mütter legen.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Willkommen im Leben
Hebammen betreuen und versorgen
schwangere Frauen vor und während der
Geburt und übernehmen Aufgaben der
Nachsorge.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: mindestens 17 Jahre, gesund­
heitliche Eignung, Realschulabschluss, Ein­
fühlungsvermögen, Verantwortungsbewusst­
sein, Beobachtungsgenauigkeit, Bereitschaft
zum Schichtdienst
Chancen: Als ausgebildete
Hebamme arbeitest du in
Kranken­ und Geburts­
häusern, Arztpraxen und
Beratungsstellen, oder du
machst dich selbstständig.
Hebamme
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