WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2013
Illustration: hospitalera/123rf.com, Fotos: BSD, Ronny Knoll /Thüringer Schlitten­ und Bobsportverband, privat
WiYou.Sport.Block
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Also Sascha, Schlitten fahren ja die meisten Kinder. Die wenigsten
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landen dann später aber im Eiskanal und rasen mit knapp 109 Kilometer
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pro Stunde auf eine Goldmedaille zu. Was war bei dir anders als bei den
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anderen Schlittenknirpsen?
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„Ich war als Kind schon immer in Bewegung, habe im Kindergarten an der
Sportgruppe teilgenommen, mit Leichtathletik angefangen und von der ersten
bis zur dritten Klasse Handball gespielt. Im Schulsportunterricht gab es dann
irgendwann mal eine Talentsichtung, bei der ganz gezielt Schüler angespro­
chen wurden, unter anderem eben auch ich. Ich wurde in die allgemeine
Sportgruppe eingeladen und durfte nach nur vier Wochen in die Fördergruppe
zum Rennrodeln wechseln. Das war für mich damals eine riesige Auszeich­
nung, die mich wahnsinnig motiviert hat. Ich bin dann auch in diesen Sport­
verein eingetreten und hatte von da an dreimal in der Woche nachmittags
Training.“
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Und wann hast du deine Hausaufgaben gemacht?
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„Ich bin nach der Schule gleich in den Verein gefahren und hab dort vor dem
Training Hausaufgaben gemacht und gelernt. Ich durfte die Schule nicht ver­
nachlässigen, weil ich unbedingt auf das Sportgymnasium nach Oberhof woll­
te und ich für den Wechsel von der Realschule, die ich damals noch besuchte,
entsprechende Leistungen bringen musste. Im Sport und in der Schule. Das
hat schon viel Zeit gekostet.“
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Sport und Lernen wenn die anderen Spaß haben, das war doch
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bestimmt nicht immer einfach, oder?
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Sascha und Toni im Doppelsitzer auf der Eisbahn
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Die Doppelsitzersieger Tobias Wendel und Tobias Arlt,
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Toni Eggert
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und Sascha Benecken, Peter Penz und Georg Fischler bei Weltcup
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in Oberhof im Januar 2013
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„Ach, im Winter war das gar kein Problem, da hat der Sport genug Spaß ge­
macht. Im Sommer sah das ein bisschen anders aus.“
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Moment, Wintersport im Sommer?
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„Ja! Wer imWinter fit sein will, muss das ganze Jahr trainieren, auch im Som­
mer. Wenn die anderen ins Schwimmbad oder Eisessen gegangen sind, musste
ich zum Training. Das hat manchmal Überwindung gekostet. Aber dann hat es
doch immer wieder Spaß gemacht, ich war ja auch nie allein und den anderen
beim Training ging es ja genauso wie mir.“
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Haben dich denn deine Eltern sportlich angeschoben oder sind sie
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eher auf die Bremse getreten?
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„Weder noch. Mein Vater war selbst Wintersportler. Er musste seine Karriere
nach einem schweren Unfall beenden. Deshalb waren sie gar nicht so begeis­
tert von meinen Ambitionen. Sie haben mich aber immer unterstützt und nie
zu etwas gedrängt. Sie haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich sofort
aufhören kann, wenn es mir keinen Spaß mehr macht. Selbst dann noch, als
ich schon in der Junioren­Nationalmannschaft war.“
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Ganz offensichtlich ist dir der Spaß aber bis jetzt noch nicht vergangen.
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Doch reicht das aus, um wirklich eine Leistungssportkarriere zu starten?
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„In allererster Linie ist es schon der Spaß. Zumindest so lange, wie man im
Jugendbereich fährt und nicht auf Wettkämpfe hinarbeitet. Aber dann wächst
man da Stück für Stück hinein. Man hat die ersten Wettkämpfe, will sich mit
den anderen messen, entwickelt den Ehrgeiz, sich beweisen zu wollen. Und
man fängt an, sich immer wieder Ziele zu setzen, die man unbedingt erreichen
Winterzeit! Kaum liegt der erste Schnee, heißt es rauf auf den Schlitten und
runter vom Berg! Schlittenspaß bis es dunkel wird und dann mit kalten
Füßen und roten Nasen wieder nach Hause. Eigentlich! Denn wenn Sascha
Benecken auf seinem Schlitten Platz nimmt, bringt er am Ende des Tages
Gold mit nach Hause. Der 23­Jährige ist Profi­Rennrodler. Gemeinsam mit
seinem Teamkollegen Toni Eggert startete er Mitte Januar zur Heim­Europa­
meisterschaft in Oberhof und holte sich mit der Goldmedaille den ersten
großen internationalen Titel seiner Karriere. Für WiYou Grund genug, sich
todesmutig vor den Rennschlitten zu werfen und zum Interview zu bitten!
Auf den Schlitten! Fertig! Gold!
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