WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2013
Foto: privat
Titel
13
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Und dann sitzt du vielleicht schon in ein paar Jahren auch bei Markus.
Der
19­Jährige ist angehender Hörgeräteakustiker und beendet im September sei­
ne dreijährige Ausbildung in einer Jenaer Filiale der ISMA Hörgeräte GmbH.
Dort macht Markus täglich Taube hörend. Naja fast, ein Hörgeräteakustiker
kann natürlich keine echten Wunder vollbringen, aber er kann mit seiner Ar­
beit dazu beitragen, dass Schwerhörige wieder wunderbar hören. „Meine
Kunden sind Menschen, die unter einer Hörminderung leiden und auf ein
Hörgerät angewiesen sind.“ Das betrifft in der Regel zwar ältere Menschen,
so ab 65 Jahren, aber immer öfter leiden auch Jugendliche, die ihren Ohren
zu viel zumuten, unter Hörproblemen.
Als Hörgeräteakustiker ist es Markus´ Aufgabe, für jeden Einzelnen das pas­
sende Hörsystem zu finden.
„Dazu muss ich erst einmal den Grad der Hör­
minderung feststellen und die Ursachen kennen. Ich selbst arbeite dabei mit
verschiedenen Hörtests und audiometrischen Messgeräten.“ Wenn er dann
weiß, was der Kunde braucht, berät er ihn bei der Auswahl des passenden
Hörsystems. Denn es gibt eine sehr große Auswahl von Geräten, die sich hin­
sichtlich Art, Größe, Bauform und Funktion unterscheiden. „Um herauszufin­
den, was am besten zu einem Kunden passt, brauche ich nicht nur Fachwissen
sondern auch Einfühlungsvermögen, gerade weil die Kunden oft schon älter
sind.“ Dann spielt aber auch die Technik eine große Rolle. „Ich muss die Hör­
systeme anpassen und einstellen.“ Dazu arbeitet Markus mit computerge­
stützten Messtechniken. „Wir haben hier einige technische Geräte, das ist am
Anfang gar nicht so leicht, aber nach ein paar Monaten hat man sich da rein­
Beim Joggen hast du immer die Kopfhörer auf, in der Disco stehst du am liebsten direkt neben den Lautsprecherboxen – nur Mutti verstehst du nicht, wenn
sie dich bittet, dein Zimmer aufzuräumen. Noch scheint zumindest mit deinem Gehör alles in Ordnung zu sein. Durch ständige Lärmbelastung, wie sehr laute
Musik, kann sich das aber schnell ändern: Immer mehr Menschen leiden heute schon in jungen Jahren unter Schwerhörigkeit. Und da geht’s nicht um´s Nicht
hören wollen, sondern tatsächlich ums Nicht hören können.
Das hört sich doch gut an
Hörgeräteakustiker passen Hörsysteme an die
individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden an. Sie
führen Hörtests durch und stellen Otoplastiken
her.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Einfühlungsvermögen,
serviceorientiertes Arbeiten, Spaß an beraten­
den Tätigkeiten, technisches Verständnis, gute
Noten in den Naturwissenschaften
Chancen: Da es sich um einen Hand­
werksberuf handelt, bist du nach der
Ausbildung zunächst Hörgeräte­
akustiker­Geselle. Damit kannst du
dich anschließend zum Meister
weiterbilden oder auch ein Studium
anschließen.
Hörgeräte­
akustiker
(m/w)
gefuchst und dann macht es richtig Spaß.“ Und auch das handwerkliche
Geschick ist gefragt. „Oft geht es auch direkt ran ans Ohr, dann muss ich
Ohrabdrücke abnehmen um sogenannte Otoplastiken herzustellen. Selbst
bauen muss ich die Hörgeräte und ­systeme übrigens nicht. Die werden vom
Hersteller geliefert.“ Und auch für eventuelle Reparaturen gibt es Spezialisten.
Das sind meist ausgebildete Hörgeräteakustiker, die sich auf die technischen
Komponenten spezialisiert haben. „Ich selbst habe immer einen Beruf ge­
sucht, bei dem ich mit Menschen aber auch mit Technik arbeiten kann. Ich ha­
be während der Schulzeit verschiedene Praktika gemacht und so diesen Beruf,
bei dem für mich alles passt, gefunden.“
Allerdings gibt es auch ziemlich viel zu lernen:
Man muss den Hörvorgang in
allen seinen Einzelheiten verstehen. Dazu gehören Akustik, Medizin und Psy­
chologie sowie moderne elektronische Sprachsignalverarbeitungstechnik. Der
Unterricht dazu findet jeweils in Blöcken von drei bis sechs Wochen in Lübeck
statt. „Man sollte, gerade wenn es wie bei mir jetzt auf die Gesellenprüfung
zugeht, schon öfter mal ins Buch gucken. Besonders kommt es auf Mathe, Bio­
logie und Physik an – da muss man schon fit sein. Aber das ist machbar.“ Vor
allem, wenn man gern in diesem Beruf arbeitet, und das sei bei Markus auf
jeden Fall so. Als ausgebildeter Hörgeräteakustiker hat er dann verschiedene
Weiterbildungsmöglichkeiten. „Man könnte ganz klassisch den Meister an­
schließen und später zum Beispiel einen eigene Filiale leiten. Aber das ist im
Moment noch nicht so wichtig für mich. Erstmal möchte ich meine Ausbildung
erfolgreich beenden und dann Berufserfahrung sammeln.“ (mü)
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